Schiffschmerz

 

Aus der aktuellen Feldforschung, eigentlich ja Seeforschung: war auf Schiffsgefühl-Überprüfung.

Mit dem Schiff über einen tiefen See, egal wie tief, eher gleitend als schwankend, keine Wellen, nur akustische, und dabei tiefes Vibrieren von unten herauf. Weniger aus der Tiefe des Sees als aus dem Unterbau des Schiffs. Bis hoch aufs Oberdeck. Und dann wieder tief hinab ins eigene Gemüt ... Führt mich zu einer Karte aus der hafenamtlichen Kartei zur persönlichen Schiffssehnsuchtserfassung (Schnellentscheidungsbefragung): »allein oder in Gesellschaft?«

Gebe hiermit zu Protokoll, ohne Nachdenk- dafür mit langer Nachwirkzeit: lieber allein.

 

Am Steuer übrigens wieder ein Dichter*, fiktiv gesprochen natürlich. Immerhin am selben Tag sein hundertster Geburtstag ... Und mit den passenden Worten zur Gemütstiefe, bitte daher den Kapitän um seine Ansprache:

 

Ich möchte Leuchtturm sein

in Nacht und Wind,

für Dorsch und Stint

und jedes Boot –

und bin doch selbst:

Ein Schiff in Not!

 

Hach!  ... siehe heutigen titel ...

Aus diesem Anlass noch weitere Feldforschung am Festland, da stößt man auf ein neu eingerichtetes Archiv mit Zugang zu unveröffentlichten Kapitänstexten, kann's einfach nicht lassen, Schmerzvertiefung ... 

 

 

... mehr nicht heute, allein an der Reling.

Miss A. Ship

 

 

* fußnotenhinweis 1: wolfgang borchert, geboren am 20. mai 1921, gestorben am 20. november 1947

übrigens ein hamburger dichter mit viel hamburger dichtung ... siehe auch b-logbuch-eintrag => Hanse-Line

   fußnotenhinweis 2: in sachen dichtung und boot unbedingt noch hier hineinschaun => b-logbuch-eintrag Bootsreim